Weitere Masoretische Texte, wie z.B. Codex Cairensis und Codex Orientalis
Diese Seite bietet eine Übersicht über verschiedene masoretische Texte, darunter auch weniger bekannte Manuskripte wie der Cairo Codex und die Erfurt Codices. Neben diesen werden auch andere relevante Texte in der masoretischen Tradition vorgestellt. Der Fokus liegt auf der textkritischen Bedeutung dieser Manuskripte für das Alte Testament. Informationen zur Entstehungsgeschichte und zum aktuellen Aufbewahrungsort der Texte werden ebenfalls bereitgestellt. Der Leitfaden zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der masoretischen Textlandschaft zu zeichnen.
Inhalt
Der Codex Cairensis: Ein detaillierter Blick
Der Codex Cairensis, auch bekannt als Codex Prophetarum Cairensis oder Kairo Kodex der Propheten, ist ein bedeutendes kulturelles und historisches Artefakt von unschätzbarem Wert. Dieser hebräische Codex enthält den vollständigen Text der Nevi’im (Propheten) aus der hebräischen Bibel und hat eine reiche Geschichte sowie große wissenschaftliche Bedeutung.
Historischer Kontext
Der Codex Cairensis wurde traditionell als “der älteste datierte hebräische Kodex der Bibel, der uns überliefert ist” bezeichnet. Sein Kolophon weist auf das Jahr 895 n. Chr. hin, obwohl moderne Forschungen eher auf das 11. Jahrhundert hindeuten. Das Kolophon besagt, dass der Codex von Moses ben Asher in Tiberias “am Ende des Jahres 827 nach der Zerstörung des zweiten Tempels” mit Interpunktion geschrieben wurde.
Interessanterweise enthält der Codex die Bücher der ehemaligen Propheten (Josua, Richter, Samuel und Könige) und der letzten Propheten (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und das Buch der zwölf kleinen Propheten). Mit insgesamt 575 Seiten, einschließlich 13 Teppichseiten, ist der Umfang des Codex beeindruckend.
Reise des Codex Cairensis
Die Reise dieses historischen Dokuments durch die Jahrhunderte ist ebenso interessant wie sein Inhalt. Ursprünglich wurde es der karaitischen Gemeinde in Jerusalem geschenkt. Während der Kreuzzüge im Jahr 1099 wurde es jedoch als Beute genommen. Später wurde es eingelöst und gelangte in den Besitz der karaitischen Gemeinde in Kairo. Im Jahr 1983 wurde der Kodex an der Hebräischen Universität von Jerusalem deponiert, wo er heute aufbewahrt wird.
Wissenschaftliche Bewertung
Trotz seiner historischen Bedeutung und seines Alters hat der Codex Cairensis auch einige Kontroversen ausgelöst. Einige Gelehrte haben festgestellt, dass der Codex in der masoretischen Tradition näher an ben Naphtali als an Aaron ben Moses ben Asher liegt. Diese Beobachtung hat einige zu der Annahme veranlasst, dass Ben Naphtali dem System von Moses ben Asher treuer blieb als Aaron ben Moses ben Asher, der den Aleppo-Kodex korrigierte und seine Interpunktion hinzufügte.
Weitere Untersuchungen mit modernen wissenschaftlichen Methoden wie Radiokarbondatierung haben jedoch zusätzliche Zweifel an seiner Authentizität aufgeworfen. Wissenschaftliche Untersuchungen scheinen zu zeigen, dass der Schreiber eine andere Person als der Sänger gewesen sein muss und das Manuskript auf das 11. Jahrhundert datiert sein muss, nicht auf das 9. Jahrhundert.
Bedeutung und Einfluss
Trotz dieser Kontroversen bleibt der Codex Cairensis ein wertvolles Artefakt und eine wichtige Quelle für Historiker und Gelehrte. Zum Beispiel stützte sich Umberto Cassuto bei der Erstellung seiner Ausgabe des masoretischen Textes stark auf diesen Kodex. Zwischen 1979 und 1992 wurde von einem Team spanischer Gelehrter eine editio princeps des Codex (Text und Masorahs) veröffentlicht.
Der Codex Cairensis ist ein bedeutendes Zeugnis für die Geschichte und Kultur des Judentums sowie für die Entwicklung der hebräischen Sprache und Schrift. Seine Reise durch die Jahrhunderte hat ihm einen unvergleichlichen Wert verliehen, der bis heute anerkannt wird.
Chronologie der Ereignisse
Die Entstehung des Codex
Moses ben Asher, ein renommierter Schreiber und Mitglied einer berühmten Familie von Masoreten, wird im Kolophon als Verfasser des Codex Cairensis genannt. Die Erstellung des Codex war eine akribische Aufgabe, die neben tiefem religiösem und sprachlichem Wissen auch handwerkliches Können erforderte.
Der Codex im Ersten Kreuzzug
Während des Ersten Kreuzzugs wurde der Codex als Beute genommen und gelangte so nach Europa. Die genaue Reise des Codex ist nicht dokumentiert, aber seine Existenz in Europa zu dieser Zeit ist unbestritten.
Die Rückkehr zum Judentum
Der Codex kam zu einem unbekannten Zeitpunkt in den Besitz der Karäer-Gemeinschaft in Kairo. Die Karäer sind eine jüdische Sekte, die für ihre strikte Auslegung der hebräischen Schrift bekannt ist.
Die Ankunft in Jerusalem
Die Karäer-Juden brachten den Codex bei ihrer Auswanderung aus Ägypten mit nach Jerusalem und hinterlegten ihn an der Hebräischen Universität, einem angesehenen Zentrum für jüdische Studien.
Überprüfung des Datums
Moderne wissenschaftliche Methoden wie die Radiokarbondatierung und paläographische Untersuchungen legen nahe, dass der Codex möglicherweise aus dem 11. Jahrhundert stammt und nicht aus dem Jahr 895, wie im Kolophon angegeben.
Wissenschaftliche Bewertung
Gelehrte wie Lazar Lipschütz und Moshe Goshen-Gottstein haben den Codex intensiv studiert und festgestellt, dass er in der masoretischen Tradition näher an ben Naphtali als an Aaron ben Moses ben Asher liegt.
Editio Princeps des Codex
Eine editio princeps des Codex wurde veröffentlicht. Dieses Projekt wurde von einem Team spanischer Wissenschaftler durchgeführt, darunter F. Pérez Castro und seine Kollegen. Sie veröffentlichten ihre Arbeit in acht Bänden unter dem Titel “El Códice de Profetas de El Cairo”.
Aktuelle Forschung
Der Codex Cairensis wird weiterhin von zahlreichen Gelehrten studiert. Zu den bemerkenswerten Forschern gehört das Team des Hebrew University Bible Project, das den Codex im Rahmen seiner umfassenden Untersuchung des masoretischen Texts analysiert hat.
Online Zugriff
Sie können den Codex Cairensis online auf der Plattform Archive.org einsehen. Diese digitale Bibliothek bietet Ihnen die Möglichkeit, durch die einzelnen Seiten des Manuskripts zu blättern und dessen Inhalt in hoher Auflösung zu betrachten. Darüber hinaus können Sie den gesamten Codex oder ausgewählte Seiten für Ihre Forschung herunterladen. Verschiedene Download-Optionen, darunter PDF und andere Formate, stehen zur Verfügung. Dies ist eine ausgezeichnete Ressource für alle, die sich intensiv mit dem Codex Cairensis und seiner Bedeutung in der masoretischen Texttradition auseinandersetzen möchten.
Aktueller Aufbewahrungsort
Der London Codex oder Codex Orientales 4445 (CO)
Der London Codex, auch als Codex Orientales 4445 bekannt, stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Textgeschichte des Alten Testaments dar. Verfasst im 10. Jahrhundert, enthält dieses Manuskript den Pentateuch, die ersten fünf Bücher der Hebräischen Bibel. Es ist mit Vokalpunkten und Akzenten ausgestattet, die den Ton und die Betonung der Worte klären. Zudem enthält das Manuskript die Masora Magna und Parva, Anmerkungen und Kommentare von jüdischen Gelehrten zur Hebräischen Bibel.
Im Jahr 1539/1540 wurden dem Manuskript weitere Teile hinzugefügt. Diese Zusätze sind in einer jemenitischen quadratischen Schrift aus dem 16. Jahrhundert verfasst. Interessant ist, dass der Text dieses Manuskripts mit der palästinensischen oder westlichen Rezension übereinstimmt, die als Grundlage für den Textus Receptus dient. Dies unterscheidet den London Codex vom Codex Babylonicus Petropolitanus, der der babylonischen oder östlichen Rezension zugeordnet wird.
Physikalisch betrachtet besteht der London Codex aus Pergament und Papier. Das Manuskript umfasst 186 Folios, mit Blattabmessungen von 418 x 334 mm und einer Schreibfläche von 284 x 248 mm. Der Hauptteil des Textes ist in einer quadratischen Schrift aus dem 10. Jahrhundert geschrieben.
Die Provenienz des Manuskripts ist nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass es ursprünglich aus Ägypten oder Palästina stammt. Am 09. Mai 1891 fand es seinen Weg in die Sammlung des British Museum, nachdem es von Mrs C. D. Sassoon & Co verkauft wurde.
Der London Codex hat im Laufe der Jahre eine breite akademische Aufmerksamkeit erfahren. Gelehrte wie George Margoliouth, Aron Dotan, Maria-Teresa Ortega-Monasterio, Élodie Attia und Christian D Ginsburg haben wesentliche Forschungsbeiträge zu diesem Manuskript geleistet. Es steht als ein zeitloses Artefakt, das sowohl die Tiefe unserer kulturellen als auch religiösen Wurzeln illustriert.
Chronologie der Ereignisse
Die Entstehung des Codex
Der London Codex, auch bekannt als Codex Orientales 4445, wird im 10. Jahrhundert verfasst. Es handelt sich um ein Manuskript, das den masoretischen Text des Pentateuchs enthält. Ursprungszeitraum: Ägypten oder Palästina
Hinzufügung von Teilen
Im Jahr 1539/1540 werden einige Teile zum London Codex hinzugefügt. Diese Ergänzungen stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Verkauf an das British Museum
Am 09. Mai 1891 wird der London Codex von Mrs C. D. Sassoon & Co an das British Museum verkauft, wo er bis heute aufbewahrt wird.
Aktueller Aufbewahrungsort: British Museum - London
Das British Museum befindet sich im Herzen von London, der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs. Genauer gesagt liegt es in der Great Russell Street im Londoner Stadtteil Bloomsbury. Das Museum ist eines der ältesten und renommiertesten Museen der Welt und wurde im Jahr 1753 gegründet. Es öffnete seine Türen für die Öffentlichkeit im Jahr 1759 und hat seitdem Millionen von Besuchern aus aller Welt angezogen.
Das British Museum beherbergt eine der umfangreichsten Sammlungen von Kunstwerken und Artefakten und deckt eine breite Palette von Themen ab, von der Antike bis zur Moderne. Es ist bekannt für seine beeindruckende Architektur, darunter die berühmte Glaskuppel des Great Court.
Die öffentliche Verkehrsanbindung zum Museum ist ausgezeichnet. Es ist leicht erreichbar mit der Londoner U-Bahn, wobei die nächstgelegenen Stationen Tottenham Court Road und Holborn sind. Zudem gibt es zahlreiche Buslinien, die in der Nähe halten.
Der Codex Petropolitanus (Codex Babylonicus Petropolitanus)
Der Codex Petropolitanus ist eine der frühesten bekannten Bibelhandschriften, datiert auf das Jahr 916 n. Chr. Er enthält die Hinteren Propheten des Alten Testaments, nämlich die Bücher Jesaja, Jeremia, Ezechiel und das Dodekapropheton, und ist daher ein wichtiges Zeugnis für die Überlieferung dieser biblischen Texte.
Ursprünglich wurde der Codex von Hermann L. Strack in einer Faksimileausgabe veröffentlicht und erhielt den Titel „Prophetarum posteriorum Codex Babylonicus Petropolitanus“. Strack wählte diesen Titel, um auf die Verwendung älterer babylonischer Zeichen im Codex hinzuweisen, obwohl der Text selbst und die Masora der westlichen (tiberiensischen) Tradition folgen.
Der Codex Petropolitanus gehört zur Sammlung Firkowitsch, einer umfangreichen Sammlung von jüdischen Handschriften, die im 19. Jahrhundert von dem jüdischen Kaufmann Abraham Firkowitsch zusammengetragen wurde. Nach Firkowitschs Tod im Jahr 1874 wurde die Sammlung an das Russische Kaiserliche öffentliche Museum in St. Petersburg übergeben, wo sie bis heute aufbewahrt wird.
Ein bemerkenswertes Merkmal des Codex Petropolitanus ist seine Verwendung der babylonischen Punktationsweise, die zuvor lange Zeit verschollen war. Diese Punkte dienen zur Vokalisierung des hebräischen Textes und zur Anzeige von Betonung und Satzmelodie. Die babylonische Punktation unterscheidet sich von der tiberiensischen Punktation, die in anderen bedeutenden Bibelhandschriften wie dem Codex Leningradensis verwendet wird.
Abraham Firkowitsch entdeckte den Codex Petropolitanus im Jahr 1839, angeblich in der Synagoge von Tschufut Kale in der Krim. Seine Bedeutung liegt nicht nur in seinem Alter, sondern auch darin, dass er ein wertvolles Zeugnis für die babylonische Punktation darstellt und Einblick in die Textüberlieferung des Alten Testaments bietet.
Heute wird der Codex Petropolitanus in der Russischen Nationalbibliothek in St. Petersburg aufbewahrt und bleibt Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung und Textkritik. Durch seine einzigartige Texttradition und seinen historischen Wert trägt der Codex Petropolitanus zur Erforschung des Alten Testaments bei und ermöglicht es Forschern, die Entwicklung des hebräischen Bibeltextes besser zu verstehen.
Chronologie der Ereignisse
Die Entstehung des Codex
Im Jahr 916 n. Chr. wurde der Codex Babylonicus Petropolitanus geschrieben. Dieses Manuskript enthält die Hinteren Propheten des Alten Testaments, darunter die Bücher Jesaja, Jeremia, Ezechiel und das Dodekapropheton.
Entdeckung des Manuskripts
Im Jahr 1839 wurde der Codex Babylonicus Petropolitanus von Abraham Firkowitsch entdeckt, angeblich in der Synagoge von Tschufut Kale in der Krim
Veröffentlichung Faksimileausgabe
Im Jahr 1866 veröffentlichte Hermann L. Strack den Codex Babylonicus Petropolitanus in einer Faksimileausgabe. Diese wichtige Veröffentlichung erfolgte unter dem Titel „Prophetarum posteriorum Codex Babylonicus Petropolitanus“. Der Titel „Prophetarum posteriorum“ bezieht sich auf die „Hinteren Propheten“ des Alten Testaments, die in diesem Manuskript enthalten sind. Diese Veröffentlichung war von großer Bedeutung für die wissenschaftliche Erforschung des Manuskripts und trug zur Bekanntheit des Codex bei.
Übergabe an das Russische Kaiserliche Museum
Nach dem Tod von Abraham Firkowitsch im Jahr 1874 wurde die Sammlung Firkowitsch an das Russische Kaiserliche öffentliche Museum in St. Petersburg übergeben, wo der Codex Babylonicus Petropolitanus bis heute aufbewahrt wird.
Aktueller Aufbewahrungsort: Nationalbibliothek St. Petersburg
Die Russische Nationalbibliothek in St. Petersburg ist eine beeindruckende Institution mit einer faszinierenden Geschichte und einer reichen Sammlung hebräischer Schriften. Gegründet im Jahr 1795, gehört sie zu den ältesten und renommiertesten Bibliotheken Russlands. Das majestätische neoklassizistische Gebäude der Bibliothek ist ein architektonisches Juwel und ein symbolisches Wahrzeichen der Stadt St. Petersburg. In ihren Tiefen bewahrt die Bibliothek eine beeindruckende Sammlung von hebräischen Handschriften, darunter bedeutende Exemplare wie den Codex Babylonicus Petropolitanus. Die Nationalbibliothek St. Petersburg hat sich als wichtige Forschungseinrichtung etabliert und beherbergt Schätze aus verschiedenen Zeitaltern und Kulturen.
Die Nationalbibliothek St. Petersburg ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und befindet sich im Herzen der Stadt, nahe am Newski-Prospekt. Sie zieht sowohl nationale als auch internationale Forscher und Wissenschaftler an, die Zugang zu einer breiten Palette von hebräischen Schriften suchen. Die Bibliothek legt großen Wert auf den Schutz und die Erhaltung ihres wertvollen Erbes und setzt moderne Technologien ein, um den Zugang zu den Handschriften zu erleichtern. Als Ort der Bildung und Kultur spielt die Nationalbibliothek St. Petersburg eine wichtige Rolle bei der Bewahrung und Verbreitung von Wissen und kulturellem Erbe, und sie ist ein Schatz für alle, die an der Geschichte und Literatur interessiert sind.